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"Wie uns die Alten sungen..."

Themen - Predigt zu Lukas 1: Vorbemerkung: In unserer Gemeinde arbeitet seit einigen Wochen ein Projektchor: "Alte Stimmen - Singen ab siebzig." Der Komponist und Musikpädagoge Bernhard König und unsere Kantorin, Brigitte Rauscher, arbeiten experimentell mit den Stimmen alter Menschen, die sich darauf einlassen. Der WDR hat darüber berichtet: http://www.wdr3.de/tonart/details/artikel/wdr-3-tonart-8a9e22824a.html Im Gottesdienst wurde eine erste Kostprobe dieser Arbeit gegeben. Daraus ergab sich die Idee, die Predigt als Themapredigt zu gesalten. Zwei Geschichten, erzählt am Anfang des Lukasevangeliums: Die erste: Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester von der Ordnung Abija, mit Namen Zacharias, und seine Frau war aus dem Geschlecht Aaron und hieß Elisabeth. Sie waren aber alle beide fromm vor Gott und lebten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig. Und sie hatten kein Kind; denn Elisabeth war unfruchtbar und beide waren hochb

Predigt zu Mt 24,1-14 - 2. Advent 2010

„Seht ihr nicht das alles? Wahrlich ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde…“ Liebe Gemeinde, in Zeiten, in denen es liebgewordenen Selbstverständlichkeiten unserer Kirche an den Kragen geht, weil uns Geld und Mitglieder schwinden, nicht gerade ein Hoffnungstext. „Es werden viele kommen unter meinem Namen…“ In Zeiten, in denen wir unser Legitimationsproblem als Kirche in der Gesellschaft nicht mehr durch den Verweis auf Christus allein – wie sonst aber sollte wir uns legitimieren – bewältigen können, weil dies für Gesellschaft zum einen nicht plausibel ist - "Brauchen wir den denn?" – zum anderen weil es viele gibt, die ihn oder die Wahrheit für sich beanspruchen, nicht gerade ein Mutmachtext. „Ihr werdet hören von Kriegen“ - wie in Afghanistan, „es werden Hungersnöte sein“ – wie im Niger und „Erdbeben“ – wie in Haiti und die Flut von Pakistan hätte er auch noch nennen können und den Vulkanausbruch des Berges mit d

Der Predittext für den 2. Adventssonntag

Und Jesus ging aus dem Tempel fort und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels. Er aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang der Wehen.

"Wenn dein Kind dich morgen fragt..." Melanchthon als Lehrer

„Wenn dein Kind dich morgen fragt…“ Liebe Gemeinde, die Frage ist die Grundsituation der Bildung: Du hebst den heißen Deckel vom Topf und der Dampf steigt auf und dein Sohn, deine Tochter, dein Enkelkind fragt: „Warum kommt da Dampf raus…?“ Du gehst mit deinem Kind spazieren und es hebt ein Blatt auf, staunt über die Farben und fragt: „Wieso werden die Blätter eigentlich bunt?“ Du gehst über den Friedhof in diesen Tagen, ein schöner Spaziergang für die Kinder, und dann die Frage: „Warum müssen Menschen sterben?“ Wieso, weshalb, warum? Weil Kinder wissen wollen, warum etwas ist und warum es so ist, wie es ist, darum ist Lernen-Wollen ein Wesenszug des Menschen. Kinder wollen Lernen. Und es hört nicht auf, wenn wir uns denn nicht abstumpfen und verblöden lassen. Lebenslanges Lernen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Philipp Melanchthon, der Reformator, dessen 450. Todestag Anlass gibt, an ihn zu erinnern, Philipp Melanchthon jedenfalls war davon überzeugt, man kann vi

Predigt zu Römer 3,21-28

Kaum ein Text der Bibel ist so sehr prägend gewesen für die Geschichte der Theologie, wie der Römerbrief des Apostels Paulus. Alle großen Zäsuren der Theologie gründen in ihm. Es hätte ihrer nicht bedurft, wäre er eindeutig. Aber da sich die Bedeutung eines Textes mit der Anzahl seiner Leserinnen und Leser vervielfacht, ist auch kaum ein Text der Bibel so kontrovers verstanden, so viel erforscht worden mit so wenig Konsens, wie der Römerbrief. Und nun, liebe Gemeinde, soll ich heute Morgen predigen über einen zentralen Abschnitt aus diesem Brief, über Römer 3, 21-28. Und scheitere schon daran, mich festzulegen auf eine Übersetzung des Abschnitts, weil schon die Übersetzung Interpretation erfordert. Martin Luther wenigstens hat darüber Rechenschaft abgelegt in seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“, wo er verriet, dass er das Wort „allein“ zum Glauben hinzugefügt hat, um in der Übersetzung zu verdeutlichen, was er meinte im Original gelesen zu haben: „So halten wir es nun, dass de

Predigttext zum Reformationstag

Am Reformationstag erwartet uns mit Römer 3,21-28 einer der Texte, der für die Rechtfertigungslehre der Reformation prägend war. In der modernisierten Luther-Übersetzung liest er sich so: 21   Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. (<a href="/text/LUT/Apostelgeschichte10%2C43" target="_blank">Apg 10,43</a>; <a href="/text/LUT/R%C3%B6mer1%2C17" target="_blank">Röm 1,17</a>; <a href="/text/LUT/R%C3%B6mer4%2C1" target="_blank">Röm 4,1</a>) 22   Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: (<a href="/text/LUT/Philipper3%2C9" target="_blank">Phil 3,9</a>) 23   sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 1 (<a href=&

Damit Sie sich nicht so alleine fühlen

Liebe Leserin, lieber Leser, es wimmelt ja nicht gerade an Kommentaren zu den Predigten. Eigentlich schade, denn es läge ja eine Chance darin, über das Gesagte ins Gespräch zu kommen. Andererseits ist es auch okay, nur zu lesen und für sich selbst oder mit anderen zu diskutieren. Damit Sie sich aber beim Lesen nicht so einsam vorkommen: Ich habe heute mal die Statistik zum Predigtblog abgefragt: Allein heute wurde die Predigt vom vergangenen Sonntag 23 mal aufgerufen und vermutlich gelesen. Am Sonntag alleine 20 mal. Und das nicht nur aus der Troisdorfer Gemeinde: Es gibt regelmäßig (nicht automatisierte) Aufrufe des Blogs aus den USA, der Schweiz, Österreich und Russland. Zumindest für Russland würde mich interessieren, wer das ist. Denn dort habe ich meines Wissens nach weder Studienkollegen noch Verwandtschaft noch sonst irgendwelche Kontakte. Und manchmal wundere ich mich, wo dann Bezüge zur Predigt auftauchen. So wurde die Predigt zu den Kindern Gottes eine Zeitlang bei Google

Predigt zu Römer 8,14-17 am 14. Sonntag nach Trinitatis

„…dass wir Gottes Kinder sind…“ Vor zwei, drei Wochen ist in Deutschland der Film „Babys“ angelaufen. Er begleitet vier Babys in vier Ländern vom ersten Atemzug bis zum ersten Schritt. „Ein hinreißender Dokumentarfilm über das Leben“ wird der Film beworben. Mari aus Tokio, Bayar aus der Mongolei, Hattie aus San Francisco und Ponijao aus Namibia sind die Stars des Films, vier Babies, die uns lehren wie verschieden und wie gleich sich Kind-sein auf dieser Welt gestaltet. „Zwei von ihnen leben fernab der Zivilisation, die beiden anderen mitten in der Großstadt. Sie sind Einzelkind oder Teil der Großfamilie. Doch so unterschiedlich ihre Herkunft ist, so verschieden die Kulturen, in denen sie aufwachsen – wenn Babys krabbeln, glucksen und lachen, klingt es überall auf der Welt gleich. In zeitlicher Abfolge dokumentiert der Film die Entwicklung der Kinder und macht in wunderbar authentischen Bildern deutlich, dass es keine Rolle spielt, ob sie in einer Jurte oder in einem Hochhaus-Apar

Predigttext für den 14. Sonntag nach Trinitatis

Römer 8,14-17: Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!  Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.  Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werde n.

Der Predigttext für den 7. Sonntag nach Trinitatis

Nachdem der 6. Sonntag nach Trintiatis die Taufe thematisiert, rückt am 7. Sonntag nach Trinitatis das Abendmahl in den Blick. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus feiern wir in diesem Gottesdienst das Abendmahl. Ich predige zum vorgeschlagenen Predigttext: Apostelgeschichte 2,41-47. Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden (ihrer Gemeinschaft) etwa dreitausend Menschen hinzugefügt. Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. Alle wurden von Furcht ergriffen; denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte. Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens. Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk beliebt. Und d

"In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat..."

Eine echte Herausforderung ist jede Predigt. Am meisten aber die, bei denen einem noch nicht einmal ein Predigttext an die Hand gegeben ist. So wie am letzten Sonntag, als die Kinder des Kindergartens das Märchen "Vom Froschkönig" inszenierten. Was dabei herauskam, können Sie hier nachlesen: Liebe Gemeinde, wissen sie eigentlich, wie das Märchen vom Froschkönig beginnt? Mit einem wunderbaren Satz: „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat…“ Und ich ergänze: „Ja, da hätte ich auch gerne gelebt.“ Was hätte ich mir nicht alles gewünscht im letzten Kindergartenjahr. Wem sag ich das? Aber so ist das Leben nun einmal nicht. Viel eher so, dass es uns immer und immer wieder einmal aus den Händen gleitet wie dem Mädchen die goldene Kugel. Symbol der Vollkommenheit: Die Kugel als vollkommenste aller Formen, dazu noch in Gold. Sie ist nicht zu halten. Wie das Gute, was wir wollen, in unseren Händen nicht zu halten ist. Wie das Vollkommene und Perfekte ni

Predigt zu Römer 14,10-13

2005: Während sich in Deutschland so etwas wie „Ostalgie“, eine verklärte Erinnerung an die DDR, breit macht, konfrontiert der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck das breite Publikum mit einem dunklen Kapitel dieser Vergangenheit. Das „Leben der anderen“ spielt in Ostberlin, Mitte der 80er Jahre. Als Verhörspezialist wird Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler selbst von den eigenen Leuten gefürchtet. Nun setzt ihn sein Vorgesetzter und Jugendfreund Grubitz auf den der Linienuntreue verdächtigten Theaterregisseur Georg Dreyman an. Was wie ein Routinefall beginnt, entwickelt sich zum Wendepunkt in Wieslers Leben. Nicht ganz unschuldig daran: Dreymans lebenslustige Hauptdarstellerin, die auch vom Kultusminister begehrte Christa-Maria Sieland. Um ihretwillen wird Wiesler auf den Regisseur angesetzt und bespitzelt sein Leben, anfangs mit Akribie und in der Überzeugung, einem größeren Ganzen zu dienen, bis er merkt, Instrument persönlicher Interessen zu sein… Für mich wirft dieser Fi

Predigttext für den kommenden Sonntag: Römer 14,10-13

Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn es steht geschrieben (Jesaja 45,23): »So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.« So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.

Predigt zum Sehbehindertensonntag

„Du Menschenkind, du wohnst in einem Haus des Widerspruchs; sie haben wohl Augen, dass sie sehen könnten, und wollen nicht sehen, und Ohren, dass sie hören könnten, und wollen nicht hören; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs.“ Liebe Gemeinde, das prophetische Wort aus Ezechiel 12 rüttelt auf, weil es eine deutliche Differenzierung vornimmt: Wem 100% Sehkraft geschenkt ist, der muss noch lange nicht „Sehen“ können und die Sensibilität eines Menschen hängt nicht an seiner optischen Wahrnehmungsfähigkeit. Sie kennen den kleinen Prinzen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Die biblische Weisheit ist älter und viel näher an der Realität, weshalb sie uns wohl auch weniger sympathisch in den Ohren klingt… „Wer Ohren hat zu hören, der höre…“ Beim Propheten Ezechiel ist es jedenfalls so, dass der Prophet sieht, wie das Volk sehenden Auges ins Verderben läuft. Und er wird aufgerufen durch die Stimme Gottes, dem Volk diesen Wahnsinn vor Augen zu führen: „Du aber, Menschenk

Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-13 anlässlich der Einführung der neuen Liturgie

…jetzt bloß keine lange Predigt mehr! Ich meine es lesen zu können in den Gesichtern, die mich anblicken. Und ich will ihnen Rechnung tragen: Bloß keine lange Predigt mehr, ein paar Anmerkungen vielleicht, das kommt denen entgegen, die schon seit 18 Uhr im Workshop mit dabei waren. Und damit sind wir bereits schon mittendrin bei dem, was uns als Gemeinde auszeichnet: Nah am Menschen wollen wir sein, auf ihre Bedürfnisse achten und ihnen entgegenkommen. Und da sind wir heute noch einmal einen großen Schritt weitergekommen: Eine neue Liturgie. Eine Liturgie, die frisch und unverbraucht ist, ohne den fahlen Beigeschmack, auf zig Kirchentagen bereits müde gesungen worden zu sein. Eine Liturgie, die aus einer Feder stammt, nicht ein Sammelsurium des Gefälligen aus dem Gesangbuch. Eine Liturgie, und das passt ja zu uns: Die den Anspruch des Originellen hat. Es dürfte im Rheinland nicht so häufig vorgekommen sein bisher, dass eine Gemeinde sich in dieser Weise auf den Weg begeben

Predigt zu Apostelgeschichte 2,1-13

Soll kalt gewesen sein, letztes Wochenende in München. Nicht nur vom Wetter her. Sondern auch von der Stimmung her: Die scheinbare Herzlichkeit in der Begegnung von Katholiken, Protestanten, Freikirchlern und Orthodoxen beim Ökumenischen Kirchentag konnte wohl doch nicht darüber hinweg täuschen, dass ein eisiges Schweigen herrscht, wenn es um die Feier der Einheit der Kirche geht: „Kein gemeinsames Abendmahl, bitte Respektieren sie die Regeln der je anderen Kirche…“ Und die Repräsentanten bemühen sich um gute Miene zum schlechten Spiel. Hab ich mir erzählen lassen, war selbst nicht dabei. Habe aber aus zahllosen Gesprächen eine Ahnung davon, wie das gerade gemischtkonfessionelle Ehepartner schmerzt. Als protestantischer Pfarrer, der dazu noch einer Landeskirche angehört, die in der Zulassung zum Abendmahl die denkbar größte und selbst anderen protestantischen Landeskirchen viel zu weit gehende Offenheit vertritt, bin ich natürlich leicht dabei, die Spaltung der Kirche in Rom zu