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Zeige Deine Wunde

Predigt zu 2. Korinther 11,18-12,11. Passend zur närrischen Zeit, liebe Gemeinde, ist als Predigttext zu diesem Gottesdienst die sogenannte „Narrenrede“ des Apostels Paulus aus dem 2. Korintherbrief vorgeschlagen. Bei Leibe keine Büttenrede. Und doch, so der Apostel am Ende, eine Idiotie, zu der er sich hat hinreißen lassen, weil es in Korinth Menschen gab, die sich in den Vordergrund drängten, die sich ihres Könnens, ihrer Herkunft, ihres Erfolges, ihres Glaubens rühmten und damit Eindruck geschunden haben. Ganz offensichtlich sieht sich der Apostel ins Abseits gedrängt, bangt er um den rechten Fortgang der von ihm begonnenen Wege in der Gemeinde in Korinth. Die Emotionen kochen hoch. Und wie das so ist, wenn man kocht, dann muss man Dampf ablassen und am Ende, wenn der Druck raus ist, staunt man manchmal über sich selbst. Ich finde die Rede grandios. Und mag sie daher nicht auf die paar Verse kürzen, die für die Predigt eigentlich vorgeschlagen sind, sondern lese ihnen e

Paulus und Beuys

Bin nun gerade mit dem ersten Manuskript der Predigt für Sonntag fertig geworden. Es ist ein wahnsinniger Text, der da auf uns wartet. Ich finde ihn so toll, dass er am Sonntag nicht nur in den wenigen Versen der Perikopenordnung vorkommen wird, sondern ganz gelsen wird. Und dann will ich eine Brücke schlagen von dieser Rede zu Joseph Beuys Environment: "Zeite deine Wunden". Hier der Text: 2. Korinther 11,16-12,11 aus der Basisbibel: Ich sage es noch einmal: Niemand soll meinen, ich sei ein Narr. Falls ihr das doch tut, müsst ihr es auch ertragen, dass ich mich wie ein Narr aufführe. Dann kann ich wenigstens auch einmal ein bisschen angeben! Was ich jetzt sage, ist nicht im Sinne des Herrn. Ich rede wie ein Narr. Aber das liegt in der Natur der Angeberei. Weil so viele mit ihren eigenen Vorzügen angeben, will auch ich es einmal tun. So klug wie ihr seid, lasst ihr euch doch die Narren gerne gefallen. Denn ihr lasst euch ja so einiges gefa

Gott einen Gefallen tun

Predigt zu Jer 9,22-23 Heute Morgen möchte ich sie mit den Worten des Propheten Jeremia einladen, Gott einen Gefallen zu tun und sich zu rühmen, dass Sie ihn kennen – ich lese uns den Predigttext Jeremia 9,22-23: „So spricht der HERR. Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.“ I. Im Sommer 1940 sitzt der deutsch-jüdische Philosoph Walter Benjamin auf der Flucht vor der Gestapo in Marseille, bevor er sich am 26. September an der spanischen Grenze aus Verzweiflung das Leben nimmt. Während dieser Sommertage in Marseille arbeitet er denkend weiter, verfasst Thesen und Ideen – zum Teil auf Zeitungsstreifbänder flüchtig notiert. Darunter findet sich der Satz: „Der Begriff des Fort